Meniskus
Das menschliche Kniegelenk besitzt einen Innenmeniskus und einen Außenmeniskus.
Jeder Meniskus besteht aus elastischem Kollagenfasergewebe. Die Menisken liegen
zwischen den Gleitflächen von Ober- und Unterschenkel. Sie bewegen sich bei
Kniebeugung und Kniestreckung, ebenso wie bei Außen- oder Innenrotationsbewegungen
in die gleiche Richtung mit. Der Außenmeniskus ist kleiner als der Innenmeniskus
und auch beweglicher. Die Menisken dienen zum Ausgleich der Inkongruenz
zwischen Ober- und Unterschenkel, zur Vergrößerung der Auflagefläche und
zur Kraftübertragung. Bei der Übertragung der Kraft führen die Menisken zu einer
Stressverteilung von 30-70% der Gesamtlast (nach einer totalen Meniskusentfernung
steigt die Belastung des Knorpels). Der Meniskus ist außerdem verantwortlich für
Schockabsorption, Gelenkschmierung und trägt auch zur Stabilität des gesamten
Kniegelenkes bei. Meniskusrisse können traumatisch oder degenerativ bedingt sein.
Sie sind auf der Innenseite 3x häufiger als auf der Außenseite des Kniegelenkes.
Oft führt ein Knieverdrehtrauma zu einer Meniskusverletzung.
Häufiger tritt jedoch der degenerative Meniskusschaden auf Grund des vorzeitigen
Alterungsprozesses des Meniskusgewebes ohne adäquates Trauma auf, meist infolge
von Überbelastung und/oder Achsenfehlstellung bzw. aufgrund wiederholter
Mikrotraumen.
Meniskusschaden
Beschwerden
Die häufigsten Symptome eines Meniskusschadens sind Schmerzen an der Außen- oder
Innenseite des Kniegelenkes, vor allem unter Belastungen und Drehbewegungen.
Das „Blockieren“ des Gelenkes, d.h. die vorübergehende Unfähigkeit das Knie
zu beugen oder zu strecken, ist ein spezieller Hinweis auf einen eingeklemmten
Korbhenkel- oder Lappenriss. Es kann teilweise auch zu einer Schwellung und Überwärmung
des Kniegelenkes aufgrund des akuten Reizzustandes des betroffenen
Kniegelenkes kommen.
Therapie
Die Therapie des Meniskusschadens ist je nach Schweregrad konservativ oder operativ
möglich. Bei einem weitgehend „beschwerdearmen“, stabilen Meniskusriss,
der Alltagsbelastungen zulässt, ist eine kombinierte medikamentös-physikalische
Therapie möglich.
Die operative Therapie wird minimal-invasiv arthroskopisch durchgeführt. Auf Grund
der bekannten Langzeitfolgen nach Meniskusentfernung versucht man bei jungen
Patienten mit allen Mitteln soviel Meniskus wie möglich zu erhalten. Bei Lappen- oder
Korbhenkel-Rissen des Meniskus, kann in manchen Fällen eine Naht des Meniskus
durchgeführt werden. Es sind gute Heilungschancen der Naht bekannt, wenn die
Risse in der basisnahen, gut durchbluteten Region des Meniskus liegen. Ob eine
Naht des Meniskus in Frage kommt, muss während der Operation vom erfahrenen
Operateur entschieden werden.
Nachbehandlung
Nach der Operation dürfen Sie nicht selbst Auto fahren. Meistens wird eine entzündungshemmende
Medikation verordnet, die regelmäßig eingenommen wird. Eine Thromboembolieprophylaxe mit sog. “Bauchspritzen“ ist unbedingt notwendig für die Dauer der Nutzung der Gehstützen.
Nach einer Meniskusnaht soll das Knie in der Regel in den ersten 12 Wochen unter
Belastung nicht über 90 Grad gebeugt werden (nicht in die Hocke gehen!). Die ersten
2 Wochen sollte nur mit Sohlenkontakt belastet werden, danach findet ein moderater Belastungsaufbau statt.
Intensive sportliche Betätigung ist häufig nach 3-4 Monaten möglich.
Nach einer Meniskusteilentfernung ist eine Vollbelastung meist nach 5-7 Tagen
erlaubt.
Vorderes Kreuzband
Kreuzbandverletzungen treten als Folge akuter Sport- und Unfallverletzungen auf.
Nach einer Kreuzbandverletzung schwillt das Kniegelenk aufgrund eines Blutergusses
an. Die weiteren Symptome sind eine schmerzhaft eingeschränkte Kniebeweglichkeit
sowie ein in Abhängigkeit vom Verletzungsgrad vorhandenes Instabilitätsgefühl. Die
Diagnosestellung kann im akuten Zustand erschwert sein, da Schmerzen, Schwellung
und Muskelverspannung die Untersuchung behindern. Der positive Ausfall des Pivot
shifts gilt als sicheres klinisches Zeichen der vorderen Kreuzbandruptur, der positive
Lachman-Test als wahrscheinlich.
Neben der orthopädischen Untersuchung ist eine Kernspintomographie (MRT) bei
frischer Kreuzbandverletzung angeraten, da zu einem hohen Prozentsatz Begleitverletzungen,
wie Meniskus-, Innenband- und Knorpelschäden vorliegen. Mit der
Kernspintomographie kann das gesamte Ausmaß der Verletzung sehr genau festgestellt
werden. Besondere Relevanz erfährt die Kernspintomographie dadurch auch
im Hinblick auf die Operationsplanung sowie die Zuordnung operationspflichtiger
Begleitverletzungen der Menisken, der Seitenbänder und/oder der dorso-lateralen
Kapsel.
Problematik bei gerissenem Kreuzband
Die Kreuzbänder bilden die zentralen Stabilisierungspfeiler des Kniegelenkes. Ihre wesentliche Aufgabe ist die Sicherung des Kniegelenkes gegenüber
Abbrems- und Beschleunigungsaktionen sowie Drehbewegungen. Verletzungen
der Kreuzbänder betreffen zu über 90% das vordere Kreuzband (VKB). Der Kreuzbandriss
verursacht eine gravierende Störung des natürlichen Gelenkspiels. Wenngleich
beim muskulär geschulten Sportler die Kreuzbandruptur unter konservativen
Therapiemaßnahmen anfänglich noch kompensiert werden kann, ist im weiteren
Verlauf mit einer Schädigung weiterer Strukturen und einem damit verbundenem
deutlich erhöhten Arthroserisiko zu rechnen.
Nach einer Kreuzbandruptur steht für die meisten Patienten der Wunsch des Wiedererreichens
der Sportfähigkeit im Vordergrund. Die Operationsnotwendigkeit
richtet sich nach Aktivität, Instabilitätssymptomatik und Alter. Besonders der sportlich
orientierte Patient profitiert von einer zeitnahen operativen Versorgung. Ein konservativer
Behandlungsversuch ist hingegen bei geringer Instabilitätssymptomatik
und niedrigem körperlichen Belastungsanspruch gerechtfertigt. Bei Kreuzbandverletzungen
im Kindes- und Jugendalter muss eine frühzeitige operative Rekonstruktion
unter Verwendung geeigneter Techniken erwogen werden, um schwerwiegenden
Folgeschäden im Sinne sekundärer Gelenkknorpel- und Meniskusschäden vorzubeugen.
Aktuelle Operationsverfahren
Durch die enorme Weiterentwicklung der arthroskopischen Operationstechniken
sind die Behandlungsmöglichkeiten für den Kreuzbandersatz in den letzten Jahren
erheblich verbessert worden. Kürzere Operationszeiten, ein geringeres Operationstrauma,
weniger Schmerzen und ein besseres kosmetisches Ergebnis sprechen
heute für diese minimal-invasiven Operationsmethoden.
Der arthroskopische Kreuzbandersatz mittels autologer (körpereigener) Sehnentransplantate
hat sich heute als Standard durchgesetzt. Verwendet werden Hamstringsehnentransplantate
(Semitendinosus- und Gracilissehne) in dreifach- und vierfach-
Bündeltechnik sowie Patellarsehnenstreifen, Quadrizepssehnen und nach mehrfach
Rupturen auch Spendertransplantate. Gemeinsame Eigenschaft dieser Transplantate
ist eine mit dem natürlichen vorderen Kreuzband vergleichbare Zerreißkraft und
Elastizität. Dennoch unterscheiden sich die Transplantate hinsichtlich ihrer Entnahme
und ihrer Verankerungsmöglichkeiten.
Hamstringtransplantat (Kniebeugesehnen: Semitendinosus- und
Gracilissehne)
Über einen kleinen Hautschnitt am innenseitigen Schienbeinkopf werden die Semitendinosus-
und Gracilissehne entnommen und jeweils gedoppelt, so dass sich
hieraus ein Vierfach-Transplantat ergibt. Alternativ besteht bei ausreichender
Sehnenlänge auch die Möglichkeit, lediglich die Semitendinosussehne zu gewinnen
und diese als Drei- bzw. Vierfachbündel zu vernähen.
Die Vorteile bei der Verwendung von Hamstringsehnen sind vor allem in der geringeren
Entnahmeproblematik bei weniger Schmerzen und einer kosmetisch günstigeren
Hautnarbe zu sehen. Das Kniebeugesehnentransplantat erreicht während
des Einheilprozesses eher die Elastizität des natürlichen Kreuzbandes, was einen
weiteren wesentlichen Vorteil dieser Methode darstellt. Relevante Störungen der
Beugesehnenfunktion durch das Entfernen der Hamstringsehnen entstehen nicht.
Spendersehne
Spendersehnen (Allografts) finden vorwiegend im amerikanischen Raum Anwendung.
Vorteil dieser Methode ist der Wegfall der Entnahmeprobleme. Nachteilig sind hingegen
mögliche Immunreaktionen sowie eine nachgewiesene höhere Versagensrate.
Die Verwendung von Spendersehnen kommt als Reserveverfahren insbesondere bei
Zweit- und Drittoperationen in Ermanglung geeigneter körpereigener Transplantate
in Betracht.
Fixation des Kreuzbandtransplantates
Gemeinsames Ziel sämtlicher Rekonstruktionstechniken ist die primärstabile Transplantatverankerung.
Hierfür stehen verschiedene Fixationsmaterialien wie metallische oder
bioabsorbierbare Interferenzschrauben, Pins sowie Fixationsbuttons (Knöpfe) oder –schlingen (tight-rope) zur Verfügung. Für alle gegenwärtig verwendeten Systeme wurde eine den postoperativen
Stabilitätsanforderungen gerecht werdende initiale Haltekraft nachgewiesen. Letztendlich muss jedoch die Transplantatverankerung bis zur knöchernen Einheilung als eigentliche Schwachstelle
der Kreuzbandplastik angesehen werden.
Zeitpunkt der Kreuzbandrekonstruktion
Bei frischer Ruptur kann der Eingriff im Sinne der Primärversorgung innerhalb
der ersten 24 bis 48 Stunden erfolgen. Diese Option kommt u.a. bei knöchernen
Kreuzbandausrissen sowie akut versorgungspflichtigen Begleitverletzungen wie
nahtfähigen Meniskusrupturen oder komplexe Kniebandinstabilitäten mit Zerreißungen
des Seitenbandsystems in Frage. In anderen Fällen wird der Operationszeitpunkt
nach Abklingen der Entzündungsreaktionen nach einem 4- bis 6-wöchigen
Intervall geplant. Während der entzündlichen Phase ist die operative Versorgung
aufgrund der nachgewiesenen erhöhten Komplikationsrate im Sinne postoperativer
Bewegungsstörungen (Arthrofibrose) nicht zu empfehlen. Eine Verkürzung der
„6-Wochen-Frist“ ist möglich und vertretbar, wenn sich das Gelenk bereits vorzeitig
in einem reizfreien Zustand befindet.
Bis zum Operationszeitpunkt wird das Gelenk funktionell konservativ behandelt. Im
Vordergrund steht die Durchführung abschwellender Maßnahmen sowie die Wiederherstellung
funktioneller Bewegung. Der präoperative Einsatz stabilisierender
Knieorthesen ist bei ausgeprägter Instabilitätssymptomatik und bei begleitenden
Läsionen des Innenseitenbandes indiziert.
Nachbehandlung
Die Rehabilitation nach Kreuzbandrekonstruktion stellt eine bedeutsame Komponente
des Therapiekonzeptes dar. Das vorrangige Ziel ist einerseits auf die frühzeitige
Wiedererlangung eines freien Bewegungsumfangs, volle Belastbarkeit sowie
muskuläre Kontrolle und Koordination ausgerichtet. Andererseits werden aktuelle
Nachbehandlungskonzepte den wissenschaftlich nachgewiesenen biologischen Heilungsphasen
angepasst. Gegenwärtig ist das in den 90er Jahren propagierte akzelerierte
Rehabilitationsprogramm einer adaptierten und restriktiveren postoperativen
Therapieplanung gewichen und berücksichtigt die individuelle Gewebereaktion und
den Heilungsverlauf. Die postoperative Versorgung mittels einer, das Kniegelenk
stabilisierenden, Knieorthese ist heute als Standard anerkannt. Bei optimal durchgeführter
Rehabilitation ist mit einer belastungsstabilen Wiederherstellung der
Kniegelenksfunktion und –stabilität nach 6-9 Monaten zu rechnen.
Seitenbandverletzungen des Kniegelenkes
Verletzungen des Innenseitenbandes können aufgrund der guten Spontanheilungstendenz
meist konservativ behandelt werden. Eine Ausnahme bildet die komplette
Zerreißung des medialen Kapselbandkomplexes mit Beteiligung des hinteren
Schrägbandes und der dorsomedialen Kapsel. Hier ist eine Operationsindikation mit
Naht der zerissenen Bandstrukturen gegeben. Verletzungen auf der Außenseite des
Kniegelenkes zeigen im Allgemeinen keine günstige Spontanprognose. In diesen
Fällen muss eine operative Akutrekonstruktion angestrebt werden.
Hintere Kreuzbandruptur
Verletzungen des hinteren Kreuzbandes entstehen zumeist durch eine gewaltsame Rückwärtsverlagerung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel, beispielsweise durch direkte Anpralltraumata des Schienbeinkopfes von vorne. Bei frühzeitiger und korrekter Diagnosestellung zeigt die hintere Kreuzbandverletzung eine gute
Spontanheilungstendenz. Voraussetzung hierfür ist das ganz konsequente Tragen einer speziellen PTS Schiene®, welche den Unterschenkel permanent nach vorne abstützt. Eine Operations-indikation ergibt sich dann, wenn der „hintere
Schubladentest“ trotz mehrwöchiger konservativer Behandlung positiv ausfällt.
Arthrose
Wie funktioniert ein normales Gelenk?
Durch ein Gelenk werden die Enden zweier starrer Knochen beweglich miteinander
verbunden. Damit nun nicht raue und kantige Knochen aufeinander reiben, sind
diese Kontaktflächen mit einer Gleitschicht, dem ca. 3-4 mm dicken Knorpelgewebe
überzogen. Diese ist äußerst glatt, setzt die Reibung im Gelenk herab (niedriger
als zwei glatte Eisflächen aufeinander) und federt elastisch harte Stöße beim
Laufen ab. Diese besonderen mechanischen Eigenschaften werden durch komplizierte
biochemische, molekulare und elektrophysiologische Zusammenhänge aufrechterhalten
und setzen eine intakte, geschlossene Oberfläche und ein stabiles Netzwerk
aus kollagenen Fasern voraus. Dieser komplexe „Verbundwerkstoff“ wird von den
Knorpelzellen, den Chondrozyten, hergestellt und überwacht. Störungen können
mechanisch (Gewalteinwirkung wie Unfälle, schwere Verstauchungen, chronisches
Übergewicht, O-Bein, X-Bein, Kreuzbandinstabilitäten, fehlender Meniskus) oder
biochemisch (Stoffwechselerkrankungen, Rheuma, Gicht, Verkalkung, Durchblutungsstörung)
eintreten. Einige Fakten gelten dabei als gesichert: so stellt vernünftiger
Ausdauersport, Marathonläufer eingeschlossen, keine vermehrte Arthrosegefahr dar,
während O- oder X-Bein besonders bei bestehendem Meniskusschaden, radikaler
Meniskusoperation und/oder Übergewicht ein erhebliches Arthroserisiko darstellen.
Den Knorpelschaden teilt man in vier Schweregrade ein:
Stadium 1: leichte oberflächliche Auffaserung
Stadium 2: halbschichtige Einrisse und breite Oberflächenauffaserungen
Stadium 3: tiefer, bis zum Knochen reichender Defekt mit starker Auffaserung,
mechanisch nicht mehr tragfähig
Stadium 4: freiliegender Knochen
Unfallbedingter Knorpelschaden
Bei Knieverdrehungen oder Prellungen (Skisturz, Fußball usw.) kann ein Knorpelstück
von 1-2 cm Durchmesser aus der kompletten Knorpelschicht herausbrechen. Hier
sind die umgebenden Ränder intakt und von normaler Höhe, der darunterliegende
Knochen ist gesund und von guter Regenerationsfähigkeit. Dieser Schadenstyp
spricht gut auf alle nachfolgend erwähnten Behandlungsmethoden an.
Degenerativer Verschleiß
Ungünstiger verlaufen Knorpelschäden, welche im Laufe eines Lebens durch jahrelange
monotone Belastung allein oder begünstigt durch O- oder X-Beinfehlstellung,
Gicht oder Rheuma, Meniskus oder Kreuzbandschäden auftreten und nach anfänglicher
Erweichung (Verschleiß-Stadium 1) zu einer Auffaserung der Knorpelgleitschicht
führen (Verschleiß-Stadium 2). Im Stadium 2-3 ist die Knorpelschicht nur noch halb so
dick und extrem ausgefranst oder es liegen abgehobene, lockere Knorpelfetzen vor.
Dieser Zustand kann vom Organismus ohne fremde Hilfe nicht mehr repariert werden.
Hier muss man bereits von einem schweren Knorpelschaden reden, wobei die
Schmerzen aber noch erträglich sein können und deshalb vom Patienten noch nicht
als entsprechendes Warnsignal gedeutet werden. Gerade aber in diesem frühen
Stadium des fortschreitenden Gelenkverschleißes sind die Erfolgsaussichten der
modernen Knorpelchirurgie am besten. Leider warten viele Patienten weiter ab,
bis es zu spät ist.
Im Endstadium 4 ist der Knorpel völlig zerrieben, das „Reifenprofil“ ist komplett
abgenutzt. Es reibt Knochen auf Knochen, Rillen schleifen sich ein und knöcherne
Randanbauten erschweren zunehmend die Streckung. Ein O- oder X -Bein nimmt
an Fehlstellung zu. In diesem Stadium sind leider auch heute noch die operativen
Maßnahmen zum Wiederaufbau des Knorpels nur eingeschränkt erfolgreich. Echter
hyaliner Knorpel kann nicht nachwachsen. Der orthopädische Chirurg kann nur die
Bildung von Ersatz- und Faserknorpel erleichtern und dann dessen Qualität und Festigkeit
verbessern helfen oder aufwändige Zellzüchtungen und Transplantationen
durchführen, die aber auch heute noch in ihrem Anwendungsspektrum begrenzt sind.
Grundsätzlich gilt: hat einmal der Knorpelschaden begonnen, so schreitet der
Verschleiß zunehmend schneller fort, so dass ohne frühzeitig einsetzende Therapiemaßnahmen
nur noch mit künstlichem Gelenkersatz eine Schmerzbefreiung
erreicht werden kann.
Behandlung der Arthrose
Sie richtet sich nach der Ursache und Schwere der Erkrankung. Mit Hilfe der Gelenkspiegelung
(Arthroskopie) können wir nicht nur den Knorpelschaden sehen
und diesen auch für später bildhaft dokumentieren, sondern gleichzeitig auch den
Schaden mit Mikroinstrumenten auf schonende Weise behandeln.
Gelenksäuberung (Débridement)
Dabei werden aufgefaserte Fransen mit einer Minifräse abgeschnitten und geglättet,
ähnlich wie Rasen mähen. Instabile Knorpelteile müssen entfernt werden, damit sie
nicht noch weiter einreißen.
Gleichzeitig werden Meniskusschäden saniert, wobei in frühem Stadium eine Naht
des Meniskus angestrebt werden muss. Manchmal ist eine Teilentfernung der Gelenkinnenhaut
sinnvoll, um die Ergussbildung des Gelenkes zu verringern.
Verschiedene Methoden der Knorpelregeneration
(Stammzelltechniken)
Diese beruhen auf der Einwanderung von Knochenmark-Stammzellen in den geschädigten
Knorpelbezirk, welche sich dort zu Ersatzknorpel entwickeln.
So kann bei halbschichtigem Knorpeldefekt mit schwerer Aufrauung zusätzlich
eine „Stimulierung“ der körpereigenen Knorpelreparation versucht werden. Dieser
Ersatzknorpel ist in den ersten 3-4 Jahren relativ zellreich und besitzt nicht so
viele Knorpelzellen (Chondrozyten), welche unter anderem die Gelenkschmiere
produzieren. Er erträgt eine mechanische Belastung nicht so gut wie der originale
Hyalin-Knorpel und gibt oft Anlass zu Reizkniebeschwerden. Dieser Ersatzknorpel
(Faserknorpel) ist aber immer noch besser, als ein komplett blank liegender Knochen.
Vergleichen Sie dies mit einer Hautverletzung, z. B. nach einer Brandverletzung:
die Haut ist faltig verzogen, weniger elastisch, empfindlich gegen Verletzungen,
bräunt nicht in der Sonne, hat keine Behaarung, ist jedoch allemal besser als eine
permanent offene Wunde.
Es gibt inzwischen viele Hinweise dafür, dass sich nach einigen Jahren in vielen
Fällen (leider nicht immer) der Ersatz-Faserknorpel zu einem besser belastbaren
Hyalin-Knorpel umwandelt.
„Microfracture-Technik“ (nach Steadman)
Mit einem feinen Dorn wird die Knochenoberfläche angepiekt, haarfeine Risse und
kleine Löchlein entstehen und die Knorpelnarbe wird fester und kann den gesamten
geschädigten Bezirk wieder bedecken.
Stellen Sie sich das wie Grassamen auf festgetretenem und ausgetrocknetem
Lehmboden vor: ohne vorheriges Umgraben hätten die Samenkörner keine Chance
zu wurzeln. Das Anpieken lockert den knöchernen Untergrund etwas auf und
ermöglicht das Austreten von Knochenmarkstammzellen bzw. das Festsetzen von
entwicklungsfähigen Zellen aus dem Blut. Anschließend darf man für viele Wochen
den jungen Rasen nicht betreten, sonst wird er gleich wieder zertrampelt. Deshalb
muss das operierte Knie eine zeitlang an Gehstützen entlastet werden.
Verschiedene Methoden der Knorpeltransplantation
Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS und Mosaik-Plastik-Technik)
Aus dem eigenen Knie werden kleine Knorpel-Knochen Stanzzylinder von geringer
belasteten Stellen entnommen und in passend vorbereitete Aufnahmelöcher in der
Defektzone eingestößelt. Der Vorteil: sofort funktionsfähiger hyaliner Knorpel in
der Defektzone und gute Einheilung, da der pressfit eingebrachte Knochenzylinder
ein rascheres Einheilen ermöglicht. Der Kostenaufwand hält sich in Grenzen. Die
Methode ist jedoch technisch schwierig, besonders bei arthroskopischer Durchführung,
und erfordert hohes operatives Geschick und Erfahrung.
Dieses Verfahren wird inzwischen routinemässig am Kniegelenk und am Sprunggelenk
eingesetzt. Schulter und Hüfte sind dafür aber nach wie vor keine guten Kandidaten.
Besonderheiten am Sprunggelenk: der typische Knorpelknochendefekt liegt, von
vorne unzugänglich, hinter dem Innenknöchel. Somit muss erst der Innenknöchel
abgelöst werden, dann wird vom Knie ein Spenderzylinder entnommen (am Sprunggelenk
ist zu wenig Knorpelfläche zur Transplantatgewinnung vorhanden), dieser
wird in den Defekt am Sprungbein eingepresst, danach wird der Innenknöchel
wieder verschraubt.
Entnahmestellenprobleme gibt es in etwa 10% der Fälle bei Entnahme von 1-2 Zylindern.
Deshalb ist die Anzahl der Transplantatzylinder begrenzt.
Knorpelzell-Züchtung = Autologe Chondrozyten-Transplantation ACT
Es werden einige Knorpelstückchen in einem ersten OP-Schritt aus dem Kniegelenk
entnommen, in einem aufwendigen Verfahren in der Zellkultur vermehrt und mittels
zweitem OP-Eingriff an die Schadenstelle zurückverpflanzt. Hier müssen die neuen
Zellen anwachsen und sich nochmals weiter vermehren und eine neue Knorpelgrundstruktur
aufbauen - ein sehr komplexer Vorgang, welcher eine korrekte Einhaltung der Nachbehandlungsvorschriften mit 8 bis 10 wöchiger Gehstockentlastung erfordert.
In dieser Zeit ist reichlich Bewegung auf einer elektrischen Motorschiene über
4-6 Wochen, z.B. 4 bis 6 Stunden täglich (wie auch nach Microfrakturbehandlung),
notwendig bzw. wird nachdrücklich empfohlen. Dadurch wird die Ausbildung
einer guten und stabilen neuen Knorpeloberfläche wesentlich gefördert.
Manchmal muss nach Sicherung der Diagnose und Indikation erst die Kostenübernahme
von der Krankenkasse eingeholt werden, dann kann die Zellentnahme
erfolgen und danach die Transplantation.
Die Kosten sind jedoch sehr hoch; alleine 4.500,- bis 8.000,- € fallen für die Züchtung
der Zellen im Labor an, was von den gesetzlichen Krankenkassen nur bei
einem Teil der Patienten übernommen wird. Außerdem ist die OP-Technik äußerst
anspruchsvoll und erfordert eine zweite OP.
Alle diese Verfahren dienen dem Zweck, den angegriffenen oder verschwundenen
Knorpelbelag des Gelenkes wieder aufzubauen. Dies kann jedoch nur dann gelingen,
wenn keine ursächlichen Störfaktoren mehr vorhanden sind:
• Meniskusläsionen müssen geglättet oder besser noch, wieder angenäht werden.
Die Meniskustransplantation steht auch noch nicht zur breiten klinischen
Anwendung zur Verfügung
• Bandinstabilitäten müssen beseitigt werden, insbesondere sollte das vordere
Kreuzband ausreichend stabil funktionieren
• Achsenfehler müssen neutralisiert werden
• Übergewicht sollte konsequent durch Reduktion der Nahrungsaufnahme und
Bewegungsübungen, anfangs im Wasser, auf einen Bodymass Index unter 25
reduziert werden